Der Ruf des Mittelalters schwankt zwischen romantischer Ursprünglichkeit und finsterer Rückständigkeit. Der Vortrag skizziert Grundzüge der mittelalterlichen Welt, ihrer politischen, wirtschaftlichen und geistig-kulturellen Entwicklung. Manche Problemlagen und Einsichten der Zeit -- wie die Konfrontation zwischen Christentum und Islam, interkontinentaler Warenverkehr und Seuchenzüge oder das Wissen um die Kugelgestalt der Erde -- muten dabei überraschend modern an. Der Vortrag ist zugleich Einführung zum Kurs "Weltgeschichte im Überblick: Das Mittelalter" (R110734).

Deutsche assoziieren mit der Schweiz das Bankgeheimnis, hohe Berge, pünktliche Züge und herzhaften Käse. Warum aber die Schweiz so geworden ist, wie wir sie heute erleben, nämlich vielfältig, bodenständig und weltoffen, das weiß kaum einer. Der Kurs soll das ändern: Die neuere Geschichte der Schweiz beginnt mit der Annahme der Verfassung von 1848. Vorläufer waren die seit dem 13. Jahrhundert locker organisierte Alte Eidgenossenschaft, die unter dem Druck Napoleons geschaffene zentralistische Helvetische Republik und die danach neu organisierte «Schweizerische Eidgenossenschaft». Der Kurs wirft einen Blick auf all diese Etappen und legt den Schwerpunkt auf die Zeit seit 1848.

Die optimistischen Zukunftserwartungen der Menschen um 1900 entsprachen lange nicht der geschichtswissenschaftlichen Bewertung des deutschen Kaiserreichs als konservativ dominiert und rückwärtsgewandt. In der neueren Forschung steht dagegen eine Vielfalt von Sichtweisen und Deutungen nebeneinander. Im Kurs wollen wir uns die vielfältigen Potenziale der Moderne - demokratische ebenso wie diktatorische - genauer ansehen. Wir werden anhand von Texten, Abbildungen und Filmen der Entstehung eines modernen Deutschlands im Kaiserreich nachspüren.

Seit der russischen Invasion in die Ukraine diskutiert die deutsche Öffentlichkeit über die Hintergründe dieses Kriegszuges. In den Fokus rücken dabei auch die historischen Einlassungen Wladimir Putins, mit denen er sein Handeln zu legitimieren sucht und Mythen schafft. Martin Schulze Wessel klärt über die eng verflochtene Geschichte Russlands, der Ukraine und Polens seit Peter dem Großen auf, deren Erbe bis heute prägend ist. Er erläutert den Ost-West-Konflikt, der sich bereits im 19. Jahrhundert herausbildete, analysiert die imperiale Tradition und den Neoimperialismus Russlands und zeigt, wie die russische Identität zwischen Imperium und Nation changiert. Martin Schulze Wessel ist Professor für die Geschichte Ost- und Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität. Sein Buch "Der Fluch des Imperiums" ist im Verlag C.H.Beck erschienen.

Völkerwanderungen - Frankenreich - Das "Heilige Römische Reich" in Europa - Christentum und Islam (Kreuzzüge) - Mongolenreiche - Vorkolumbisches Amerika - Ritter und Bauern - Klöster und Städte - Herausbildung europäischer Nationen - Krise und Aufbruch des Spätmittelalters.

An Allerheiligen im Jahr 1755 zerstörte eine der verheerendsten Naturkatastrophen der europäischen Geschichte die Stadt Lissabon. In den einstürzenden Häusern und Kirchen (viele befanden sich gerade in einem der Gottesdienste), in dem anschließenden Großbrand und einem gewaltigen Tsunami kamen zwischen 30.000 und 100.000 Menschen ums Leben. Auch die Geistesgeschichte wurde durch das Unglück erschüttert: Den Denkern der Aufklärung dämmerte, dass trotz aller rationalistischer Wissenschaft die Welt unverfügbar bleibt und die Theologie fragte sich, wie ein guter, allwissender und allmächtiger Gott seine Geschöpfe so wahllos und grausam zu Tode kommen lassen konnte.

Hungersnöte, Arbeitslosigkeit und Verarmung waren treibende Kräfte für die im Februar 1848 beginnende Erhebung in Paris gegen den "Bürgerkönig" Louis Philippe. Stand die neue Republik im Vorzeichen demokratischer Umwandlungen, auch getragen von Schriftstellern wie Victor Hugo, verängstigten sozialistische Forderungen des Proletariats viele Bürger, die mit Louis Napoleon einen Neffen des großen Korsen zum Staatspräsidenten wählten. Mit einem Staatsstreich kürte dieser sich zum Kaiser Napoleon III., nachträglich legitimiert durch ein Plebiszit. Fortsetzung der Kursreihe: 17.11.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Österreich (R110750) 24.11.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Preußen (R110754) 1.12.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Badische republik (R110758) 8.12.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Italien (R110762)

Die Veranstaltungsreihe lässt, ausgehend von antiken Bildern und Texten, die Antike lebendig werden. Anhand von Kurzvorträgen mit archäologischen Informationen zu den Exponaten des "Museums für Abgüsse Klassischer Bildwerke" und ausgewählten Passagen aus philosophischen und literarischen Texten des Altertums tauchen Sie in die antike Bild- und Gedankenwelt ein. Mit Blick auf die "alte Welt" verstehen wir den Fortschritt der Menschheit und unsere Gegenwart noch einmal vollkommen anders und können heutige Phänomene, Emotionen und Themen mit neuen Augen sehen.

Während die Demonstranten im März 1848 in Wien den Rückzug des allmächtigen Staatskanzlers Metternich erreichten, erschütterten nationalistische Erhebungen in Prag, Zagreb und Budapest die Habsburger Monarchie. Die Unruhen wurden niederschlagen und mit der Thronübergabe an den jungen Franz Joseph die Weichen zum Neo-Absolutismus gestellt. Überfällige Reformen in Bildung und Wirtschaft wurden angegangen, der Führungsanspruch Österreichs in der deutschen Frage nachdrücklich gestellt - in Abhängigkeit vom autokratischen Zaren Nikolaus I. von Russland. Fortsetzung der Kursreihe: 24.11.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Preußen (R110754) 1.12.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Badische republik (R110758) 8.12.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Italien (R110762)

Hofften viele Bürger Preußens mit der Thronbesteigung von Friedrich Wilhelm IV. 1840 auf eine Liberalisierung des Landes, ernüchterte der romantisch geprägte Monarch sie schnell mit seinen reaktionären Ideen. Erboste Berliner erzwangen im März 1848 den Rückzug der Truppen aus der Stadt und die Huldigung des Königs vor den "Märzgefallenen". Mit Unterstützung von General Wrangel wurde die revolutionäre Erhebung niedergeschlagen. Beraten u.a. vom jungen Bismarck ging es nun um die Ausarbeitung einer betont christlichen neuen Verfassung. Fortsetzung der Kursreihe: 1.12.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Badische republik (R110758) 8.12.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Italien (R110762)

Während um 1845 Weberaufstände in Schlesien den Deutschen Bund beherrschten, gelangten von einem Gasthaus im badischen Offenburg im September 1847 demokratische Forderungen an die Öffentlichkeit. Im Februar 1848 formierten sich erste Verbände, die eine badische Republik forderten. In betonter Rivalität schuf das Parlament in der Frankfurter Paulskirche 1848 eine Verfassung, bestellte einen liberalen Reichsverweser - musste jedoch hinnehmen, dass Friedrich Wilhelm IV. die ihm angetragenen Kaiserkrone ablehnte. Fortsetzung der Kursreihe: 8.12.: Die Revolutionen in Europa 1848/49: Italien (R110762)

Der kulturgeschichtliche Überblick untersucht die Rolle der islamischen Herausforderung für die Entstehung Europas. Die zwei Phasen der arabisch (7.-15. Jh.) bzw. türkisch (14.-18. Jh.) geprägten Konfrontation mit der europäischen Gesellschaft sowie die Rolle eines Wissenstransfers aus der islamischen Welt für die geistige Entwicklung abendländischen Denkens werden analysiert. Behandelt wird u.a. der Einfluss der "Orientbegeisterung" auf die europäische Kunst sowie die koloniale Expansion Europas und die Folgen seines Eingreifens im Nahen Osten.

Der Krieg, den Russland in der Ukraine führt, wird auch von der russisch-orthodoxen Kirche unterstützt, ja sogar gesegnet. Der Moskauer Patriarch steht in engem Austausch mit dem Kreml. Enge Bande zum Staat sind in orthodoxen christlichen Kirchen in Osteuropa keine Seltenheit. Wie kam es zu dieser Verbindung? Was lässt sich aus einem Blick in die Geschichte dieses Miteinanders von Staat und Religion in Osteuropa lernen und können diese Kirchen noch glaubhaft den "Frieden auf Erden" predigen? Marco Besl stellt als Herausgeber einen Buchband zu der Thematik vor, bei dem auch die weiteren Gäste des Abends mitgewirkt haben: Wir stellen in zwei Impulsreferaten des Byzantinisten Prof. Dr. Albrecht Berger (München) und der Historikerin PD Dr. Franziska Schedewie (Jena) die komplexen Beziehungen zwischen Religion und Politik in Osteuropa dar und vertiefen im Gespräch auf dem Podium die Frage mit Blick auf die aktuelle Situation sowie die theologische Bedeutung.

Die Vertreter des Risorgimento, die sich lange gegen die österreichische Dominanz in Oberitalien gestellt hatten, folgten 1848 euphorisch den von Piemont-Savoyen ausgehenden Einheitsbestrebungen - zunächst jedoch ohne Erfolg. Die Truppen Radetzkys behielten die Oberhand. Ebenso scheiterte ein vom Volk inspirierter Aufstand 1849 unter Manin in Venedig. Die Lösung der italienischen Frage blieb weiterhin auf der Tagesordnung, bis es mit Unterstützung Napoleons III. gelang, die Österreicher aus dem Land zu vertreiben.

Anders als das Habsburger Reich sah das religiös tolerante Preußen seit Friedrich d. Gr. die islamische Welt als potenzielle Verbündete gegen Russland und Österreich. Der Vortrag zeichnet zuerst die Entwicklung der Berliner Beziehungen zum Osmanischen Reich nach, die im 19. Jahrhundert in mehreren Orientreisen preußisch-deutscher Herrscher gipfelten und zahlreiche Ausgrabungen deutscher Gelehrter im Nahen Osten ermöglichten. Anschließend werden wichtige Exponate des Islamischen Museums Berlin mit ihren kulturellen Hintergründen vorgestellt.

Die Archäologie, als Wissenschaft der materiellen Überreste vergangener Kulturen, hat sich dramatisch verändert. Stand am Beginn die Suche nach Großobjekten oder Grabmälern mit reichen Beigaben im Zentrum des Interesses, so liegt der heutige Fokus darauf, die Lebens- und Umweltbedingungen der damaligen Menschen zu erforschen. Archäologische Forschung wurde zu einem multidisziplinären Unterfangen. Der einführende Kurs zeigt, wie sich auch mit neuen naturwissenschaftlichen Methoden spektakuläre Erkenntnisse gewinnen lassen.

Die Identität und wirtschaftliche Kraft der Stadt Amsterdam ist maßgeblich auf das Erblühen des globalen Handels zurückzuführen. Dieser bildet im 17. Jahrhundert den Katalysator für umfassende städtebauliche Tätigkeiten in der mächtigen Metropole. In diesem Vortrag werden zentrale Entwicklungen erläutert sowie der Ausbau und die Fertigstellung des Grachtenrings im Goldenen Zeitalter diskutiert.

Nachdem die muslimische Umayyaden-Dynastie von ihrer Hauptstadt Damaskus aus ganz Nordafrika unterworfen hatte, gelang es ihrem Kalifen Al-Walid 711 n. Chr., die Straße von Gibraltar zu überqueren und nach dem Sieg über die Westgoten fast die gesamte iberische Halbinsel zu besetzen, die jetzt Al-Andalus genannt wurde. Auch als die Umayyaden im Jahr 750 im islamischen Großreich von den Abbasiden abgelöst wurden, konnten sie sich als unabhängige Dynastie in Spanien behaupten. Fortsetzung der Kursreihe "Das islamische Spanien": 16.2.: Al-Andalus: Emirat und Kalifat von Cordoba (R110718) 23.2.: Al-Andalus: Taifa-Staaten und Emirat von Granada (R110722) 1.3.: Al-Andalus: Die Reconquista und ihre wirtschaftlichen Folgen (R110726)

Die Umayyaden führten ihre Provinz Al-Andalus mit der Hauptstadt Cordoba zunächst als Emire, dann als Kalifen zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Blüte, die ihresgleichen im ansonsten christlichen Europa suchte. An diese Glanzzeit knüpften auch die nachfolgenden Amiriden mit Al-Mansur als wichtigstem Repräsentanten an. Unterdessen formierte sich im äußersten Norden Spaniens im kleinen Königreich Asturien der christliche Widerstand gegen die muslimischen Oberherren. Fortsetzung der Kursreihe "Das islamische Spanien": 23.2.: Al-Andalus: Taifa-Staaten und Emirat von Granada (R110722) 1.3.: Al-Andalus: Die Reconquista und ihre wirtschaftlichen Folgen (R110726)

Im Jahr 1712 erklärt Zar Peter der Große die Stadt Sankt Petersburg zur neuen Hauptstadt des russischen Reiches. Der Prozess der Nationenbildung unter dem Herrscher findet hier einen wichtigen Ausgangspunkt durch den Mythos von der "Hauptstadt aus dem Nichts". In diesem Vortrag werden die planerischen und politischen Hintergründe der Stadtgründung und die Rolle von Machthabern im 18. Jahrhundert erläutert.

Die Veranstaltungsreihe lässt, ausgehend von antiken Bildern und Texten, die Antike lebendig werden. Anhand von Kurzvorträgen mit archäologischen Informationen zu den Exponaten des "Museums für Abgüsse Klassischer Bildwerke" und ausgewählten Passagen aus philosophischen und literarischen Texten des Altertums tauchen Sie in die antike Bild- und Gedankenwelt ein. Mit Blick auf die "alte Welt" verstehen wir den Fortschritt der Menschheit und unsere Gegenwart noch einmal vollkommen anders und können heutige Phänomene, Emotionen und Themen mit neuen Augen sehen.

Unter den letzten Amiriden brachen die sozialen Spannungen zwischen der arabischen Oberschicht und den aus Nordafrika als Söldner mitgezogenen Berbern offen aus. In kurzer Zeit zerfiel Al-Andalus in zahlreiche "Taifa-Staaten". Die aus dem Maghreb zu Hilfe gerufenen Almoraviden, später abgelöst von den Almohaden, stellten zunächst wieder eine gewisse Reichseinheit her. Die Christen im Norden nutzten die Schwäche ihrer Gegner und erzielten deutliche Gebietsgewinne. Zuletzt stellte sich ihnen das Emirat von Granada der Nasriden-Dynastie entgegen. Fortsetzung der Kursreihe "Das islamische Spanien": 1.3.: Al-Andalus: Die Reconquista und ihre wirtschaftlichen Folgen (R110726)

Der industrielle Fortschritt führt im 19. Jahrhundert zu massiven gesellschaftlichen Umwälzungen und zu einem "Anschwellen" der Städte mit dörflicher Wohnbevölkerung und neuen Arbeitskräften. Die Wohnungsnot und Hygiene-Situation sind verheerend. In dieser Phase beschließt die Stadt Barcelona die Erweiterung des urbanen Gebiets außerhalb der Stadtmauern. Der Vortrag erläutert die Pläne der "Eixample" von Ildefons Cerdà als prägendes Beispiel für Stadterweiterung in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Ausgehend vom Königreich Asturien in Nordspanien drängten die Christen in der später als Reconquista bezeichneten Zeit die Muslime immer weiter zurück, bis sie 1492 unter den "Katholischen Königen" Isabella I. und Ferdinand II. endgültig vertrieben wurden. Die Ausweisung der Muslime wie die der Juden führte zunächst zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang der Region. Ironischerweise profitierte der große Gegner der Christen im Osten, das Osmanische Reich, von der Aufnahme der zumeist hochgebildeten jüdischen Flüchtlinge.