Bachs Matthäus- und Johannespassion sind beliebte Werke, die insbesondere in der Fastenzeit Kirchen und Konzerthäuser füllen. In besonderer Weise aber sind sie auch Interpretationen der neutestamentlichen Erzählung vom Leiden und Sterben Jesu, der Bach für die Menschen seiner Zeit musikalisch Ausdruck verlieh. Wir blicken an diesem Abend zusammen mit dem Philosophen und Musiker Tobias Dreher und dem Theologen Dr. Robert Mucha in doppelter Weise auf Auszüge des Werks. So betrachten wir musikalische Feinheiten ebenso wie theologische Aussageintentionen und fragen, warum uns dieses Werk auch heute noch berührt und fasziniert und an welchen Stellen wir vielleicht genauer hinhören und nachdenken sollten.

Das Barock-Zeitalter wird gerne, nicht zuletzt wegen der Nachwirkungen des 30jährigen Krieges und zahlreicher Seuchen, auf das Vanitas-Thema verkürzt, dem das menschliche Dasein als nichtig und eitel gilt. Aber diese Epoche (vom Ende des 16. bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts) war von einem erstaunlichen Erkenntnisoptimismus getragen. Aus dem Wissenfundus der Renaissance erbaute das Barock einen riesigen kulturellen Reichtum in Literatur, Wissenschaft und Kunst, der leider in die hinteren Regalreihen verschwand und wieder hervorgeholt werden sollte.

Im Rahmen des diesjährigen Bachfestes widmet die Münchner Volkshochschule das Sonntagssingen Johann Sebastian Bach und seinen Chorälen. Anhand ausgewählter Werke wird das Kirchenjahr durchschritten - vom Advent über Weihnachten, die Passions- und Osterzeit bis hin zu Pfingsten und der Zeit des Gedenkens. Als besonderer Gast bereichert der renommierte Konzertchor Arcis-Vocalisten München das Erlebnis, indem er die Chorstimmen beisteuert, sodass die Choräle vierstimmig erklingen können. Chorleiter Thomas Gropper wird zudem Einblicke in die musikalischen Strukturen und Zusammenhänge geben. Alle Besucher*innen sind herzlich eingeladen, mitzusingen oder einfach zuzuhören und die Vielfalt von Bachs Musik zu genießen.

Im Winter 1734/35 schuf Bach für sechs Feiertage der Weihnachtszeit die sechs Kantaten, die zum "Weihnachtsoratorium" zusammengefasst wurden. Mit dem textlichen Rückgrat der Weihnachtsgeschichte nach Lukas bringen festlich-jubelnde Chöre und inbrünstige Choräle die Gedanken des Kollektivs der Christen, innige meditative Arien die Gefühle der einzelnen gläubigen Seele dazu. Spannend ist, dass Bach ein Großteil der Musik bereits zuvor für weltliche Kantaten geschaffen hatte. Dieses Seminar untersucht Bachs Meisterwerk, spürt den Strukturen und Techniken des Komponisten nach, zeigt auf, wie er ausdeutet und die alten Stücke neu einbaut. Besucher*innen können vergünstigte Karten für eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums am Sa, 20.12.25 im Herkulessaal der Residenz mit den Arcis-Vocalisten München und dem Originalklang-Orchester L´ arpa festante unter Leitung des Dozenten erwerben. Ticketdetails können Sie gerne direkt mit dem Dozierenden klären.