Rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden wurden während der Shoa von den Nationalsozialisten ermordet. Einige Zehntausende jedoch konnten gerettet werden - dank des Muts von Menschen, die ihr Leben riskierten, um zu helfen. Nur eine Handvoll sind heute öffentlich bekannt - und die wenigen sind zumeist Männer wie Oskar Schindler. Dabei waren mehr als die Hälfte aller Retter*innen Frauen! Das Seminar stellt zahlreiche dieser "mutigen Frauen" vor, ihre spannenden Biographien und ihre Motivation. Die Historikerin Lilly Maier gibt auch einen Einblick in die Herausforderungen der Frauenforschung.

Nation, Nationalstaat und Nationalismus zählen zu den politisch-kulturellen Faktoren, welche die europäische Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert entscheidend geprägt haben. Der Soziologe Norbert Elias bezeichnete den Nationalismus als eines „der mächtigsten, wenn nicht das mächtigste soziale Glaubenssystem“ jener Zeit. Das Seminar zeichnet die Entwicklung in Deutschland und Europa bis in die Gegenwart nach. Schien nationalistisches Denken nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst überholt, hat seine Attraktivität inzwischen wieder massiv zugenommen. Welche Gründe und politischen Kräfte sind dafür verantwortlich?

Bereits das Osmanische und das Deutsche Reich verbanden enge wirtschaftliche und militärische Beziehungen - beide verloren den Ersten Weltkrieg und zerfielen. Nach dem Anwerbeabkommen 1961 trugen türkische Gastarbeiter*innen maßgeblich zum Wirtschaftswunder bei. Seither kreuzen sich deutsche und türkische Lebenswege vielfach: Menschen mit türkischen Wurzeln gestalten und prägen Deutschland wesentlich mit - sie verstehen sich als „Brückenbauer“ zwischen beiden Ländern. Trotzdem kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Wie steht es wirklich um die vielbeschworene deutsch-türkische Freundschaft? In historischen und aktuellen Perspektiven, in Vorträgen und Gesprächen mit der Journalistin Dr. Birgit Muth, Redakteurin beim BR und ehemalige ARD-Korrespondentin Türkei, wird das Thema beleuchtet. Zu Gast im Seminar sind Gönül Yerli, Vizedirektorin der Islamischen Gemeinde Penzberg, und Dr. Büsra Bakar, Autorin des Sachbuchs "Vom Culture Clash zur Culture Harmony“ und Personalchefin einer Hotelgruppe.

Der Zusammenbruch des NS-Gewaltregimes brachte den Münchnerinnen und Münchnern dramatische Veränderungen – nicht nur in politischer Hinsicht, sondern auch für das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben. Die Erfahrungen dieser Brüche, Zäsuren und Veränderungsprozesse haben sich fest in das Gedächtnis der ersten Nachkriegsgenerationen eingeschrieben: Sie werden im Rahmen des Seminars über Archivquellen, Filme und Zeitzeugenberichte rekonstruiert.

Warum gibt es die EU? Was macht sie für uns? Warum ist sie für Deutschland und die anderen Mitgliedstaaten so wichtig und was wäre, wenn es die EU nicht gäbe? In Vorträgen, Videos und Diskussionen lernen Sie Europa besser verstehen - können diskutieren, mitreden und alle Fragen stellen, die Ihnen zur EU unter den Nägeln brennen! Neben der Entstehung geht es um die Grundlagen der Institutionen und ihr Funktionieren sowie die Bedeutung der EU im internationalen Kontext nach dem Motto: "Als Europäische Union sind wir wer. Sonst sind wir nichts" (Alfred Grosser).

Das 5. Jahrhundert v. Chr., das "goldene Zeitalter" der griechischen Geschichte, hat mit der Entwicklung der Demokratie Europa geprägt. Mit der Praxis der Demokratie aber war eine umfassende Freisetzung menschlicher Wesenskräfte in Kunst, Geschichtsschreibung und Philosophie verbunden, die zu allen Zeiten fasziniert hat und ein unverzichtbarer, geistiger Orientierungspunkt ist. Thematisiert wird die politische Geschichte Athens im Umfeld der allgemeinen, kulturellen Blüte und die philosophische Analyse der Demokratie in der "Politik" des Aristoteles.

„Israel ist keineswegs ein nur für Israelis relevantes Thema. Seine Geburt ist zutiefst mit den Wunden Deutschlands und Europas verbunden, seine politische Entwicklung hat Auswirkungen weit über den Nahen Osten hinaus und die Religion der meisten Menschen hat ihre Ursprünge im Gebiet des heutigen Israel.“ Prof. Michael Brenner, aktuell Direktor des Centers for Israel Studies an der American University in Washington D.C., thematisiert die Geschichte Israels, seiner Selbstentwürfe, Träume und Traumata von den 1890er Jahren bis zur Staatsgründung. Nur wer diese Tiefendimension kennt, kann das Land, das die Welt immer wieder in Atem hält, verstehen. Dr. Ghilad Shenhav, Koordinator des Zentrums für Israel-Studien der LMU, diskutiert historische, politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Israel von 1948 bis heute.

Der Historiker Heinrich August Winkler sagt, der Westen sei herausgefordert wie noch nie. Und in der Tat: Autoritäre Systeme, nationale Populisten oder aggressive Imperialisten stellen dieses „normative Projekt“ zunehmend in Frage und leisten antiwestlichen Stimmungen im In- und Ausland Vorschub. Doch was ist überhaupt der Westen? Welche Rolle spielen die USA, welche Deutschland und Europa? Und was passiert, wenn andere aufsteigen und die neue Weltordnung mitgestalten wollen? Sind der Westen und unsere Werte gefährdet?

Anna Seghers war eine der größten Schriftstellerinnen deutscher Sprache. Ihr Leben und ihre Kunst sind durchdrungen von den großen Themen und Konflikten der europäischen Geschichte: ihrer jüdischen Herkunft, ihrem Selbstverständnis als Kommunistin, ihrer Erfahrung des Exils, ihrer Entscheidung zur Rückkehr ins sozialistische Deutschland und ihrer exponierten Rolle als Funktionärin im System der Kultur der DDR. Anhand von Lebenszeugnissen, Literaturbeispielen und Filmen erkunden wir die spannende und widerspruchsvolle Biografie einer herausragenden Künstlerin.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erlebt Deutschland eine erschreckende Welle des Judenhasses. Auf den Straßen wird der antiisraelische Terror verherrlicht, im Netz kursieren Erzählungen von der angeblichen jüdischen Weltherrschaft, jüdische Wohnhäuser werden markiert, Israel pauschal dämonisiert. Gewalt gegen Jüdinnen und Juden nimmt zu, während die Solidarität mit den Betroffenen bröckelt. Das Seminar beleuchtet die Geschichte, Kontinuität, Motive und Wirkung des Antisemitismus. Sie lernen die vielfältigen Facetten und Codierungen zu erkennen. Nicht zuletzt geht es um die Frage: Wie geht man damit um, welche Strategien haben sich bewährt? Dozentin ist Eva Gruberová von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS).

Die Wissenschaft ist sich einig: Die Erde wird immer wärmer und der Klimawandel ist vom Menschen gemacht. Viele Länder des globalen Südens sind besonders stark betroffen. Doch auch in Deutschland ist der Klimawandel längst Realität: Die Durchschnittstemperatur ist gestiegen, die Schneedecke in den Alpen schmilzt, Starkregen mit Hagelstürmen und Überschwemmungen nehmen zu. Doch wie konnte es überhaupt zum Klimawandel kommen? Was sind sinnvolle Maßnahmen im Kampf gegen die globale Erwärmung? Welche Zusammenhänge und Folgen werden vor unserer Haustür sichtbar? Nach einer theoretischen Einführung werden unterschiedliche Themen- und Handlungsfelder facettenreich beleuchtet und im Gespräch mit Expert*innen sowie bei Exkursionen erlebbar.

Die Seminar-Reihe „Das gute Leben“ kommt mit der 11. Folge an ihr Ende - und nimmt diesen Abschluss zum Anlass, sich philosophisch mit dem Ende zu beschäftigen: mit dem Lebensende angesichts des Todes (Höffe: "Die hohe Kunst des Alterns"), mit den dystopischen Prophezeiungen und Prognosen der Endzeit (Spengler: "Der Untergang des Abendlands"), mit dem möglichen Ende des Wachstums, der Demokratie und der westlich-kapitalistischen Hegemonie. Was bleibt trotz alledem? Die konkrete Utopie des Guten Lebens!

In Deutschland leben ungefähr 5,5 Millionen Menschen muslimischen Glaubens - die zweitgrößte religiöse Bevölkerungsgruppe in diesem Land. Im Seminar wird der Islam in Deutschland aus politikwissenschaftlicher Sicht betrachtet: seine Strukturen, Netzwerke und Akteure. Der Islam eignet sich wie keine andere Weltreligion als Gegenmodell zur pluralen Gesellschaft westlicher Prägung. Denn er ist nicht nur Religion, sondern vor allem in fundamentalistischen Strukturen auch Welt-, Staats- und Gesellschaftsordnung in einem.