Philosophische Werke lesen und verstehen

In der kürzeren Schrift "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" (GMS) skizziert Kant die Grundprinzipien seiner Ethik. Die Schrift führt u.a. ein in Kants Begriff des freien Willens, den kategorischen Imperativ, in die Unterscheidung zwischen Naturgesetzen und Gesetzen der Freiheit und enthält Überlegungen, wie Ethik methodisch betrieben werden kann. Durch gemeinsame Lektüre, Vortragsimpulse und Gespräche bildet das Seminar eine Einführung in die GMS und damit in die Kantische Ethik insgesamt.

Nach dem Ausbruch der Pest in der nordafrikanischen Stadt Oran versammelt der Arzt Rieux mehrere Mitstreiter zu einem humanitären Einsatz gegen die Seuche. Daneben gibt es jedoch auch Gegenspieler: Opportunisten, Fanatiker und Resignierte, die diese selbstlose Arbeit gefährden. In der Epidemie, wie Camus sie darstellt, spiegeln sich Merkmale und Erfahrungen einer totalitären Ideologie wider. Nicht nur zu pandemischen Zeiten regt der Roman von Camus zu vertieftem Nachdenken über Krankheit und Menschlichkeit an.

Er gilt als Vater der Moderne, und dies völlig zurecht: Wer verstehen will, was es mit dem modernen Denken von Subjekt und Individualität auf sich hat, kommt um eine Lektüre Descartes' nicht herum. Schließlich setzt mit Descartes eine grundlegend neue Qualität ein, und zwar weg von einer überlieferten christlichen Gottes-Metaphysik hin zu einer Philosophie der menschlichen Selbstgewissheit. Der Vortrag stellt das Grundthema seines kanonischen Werkes "Meditationen über die Erste Philosophie" vor.

Das Kind lebt wie das Tier vollkommen in der Gegenwart, der erwachsene Mensch mit zunehmendem Alter in der Spannung zwischen Vergangenheit und Sorge um das Kommende. Wieviel Geschichte verträgt der Mensch, und wie gelingt ein fruchtbarer Umgang mit ihr? Nietzsches "Zweite Unzeitgemäße Betrachtung" ist in der modernen Informationsgesellschaft hochaktuell und wirft interessante kulturkritische Fragen auf. Zentrale Textauszüge werden gemeinsam interpretiert und diskutiert. Eine Lesung zum Einstieg dient der Vergegenwärtigung der wichtigsten Gedanken. Vorherige Lektüre ist hilfreich, aber keine Bedingung.

Drei Bände umfasst „Das Prinzip Hoffnung“ von Ernst Bloch, das auch als sein philosophisches Hauptwerk gilt. Geschrieben hat er es im US-amerikanischen Exil zwischen 1938 und 1947. Er stellt gleich zu Beginn fest: „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.“ Gemeinsam werfen wir einen Blick auf die Bedeutung des Hoffens und fragen, ob Blochs Werk auch wichtige Impulse für unsere heutige Zeit bereithält. 

„Wäre jemand imstande, ein Buch über Ethik zu schreiben, das wirklich ein Buch über Ethik wäre, so würde dieses Buch mit einem Knall sämtliche anderen Bücher der Welt vernichten.“, so Wittgenstein in seinem Vortrag über Ethik, der naturgemäß kein Buch ist, aber als sprachliche Mitteilung mit ähnlichen Schwierigkeiten ringt. Sein Grundgedanke ist, dass es in der Ethik (und Religion) um einen absoluten Wert geht, der sich prinzipiell nicht mit den Mitteln der Sprache ausdrücken lässt. Und doch will Wittgenstein der Ethik kein Redeverbot erteilen.

Die „Utopia“ – ein ernsthafter Scherz und ein vergangener Anlass, sich gute Zukünfte auszudenken. Mit seinem berühmten Buch hat Thomas Morus vor über 500 Jahren die literarische Utopie erfunden, die seither zahllose Nachfolger inspiriert hat. Im Vortrag werden nicht nur Struktur, Inhalt und Intention der „Utopia“ vorgestellt, sondern auch deren Entstehungsbedingungen und ideengeschichtlichen Wirkungen herausgearbeitet.

Kein politisches Interesse zu haben ist ein Luxus, der nur im Frieden möglich ist. Für Hannah Arendt war politisches Desinteresse spätestens ab 1933 nicht mehr möglich. In einem Interview bezieht sie sich auf den Reichstagsbrand und die darauffolgenden Verhaftungen: "Dies war für mich ein unmittelbarer Schock, und von dem Moment an habe ich mich verantwortlich gefühlt." Auch heute erleben wir Krieg und Krisen und spüren unsere Verantwortung. Aber was ist das eigentlich, Tätig-Sein? Das Seminar folgt dieser Frage anhand Arendts Werk insbesondere auch durch eigenständige Lektüre.

Fake News, alternative Fakten und Verschwörungstheorien sind in aller Munde, und oft fordern jetzt gerade diejenigen am lautesten Meinungsfreiheit, denen sie nur die Freiheit zum Hetzen und Lügen zu sein scheint. Hannah Arendt hat sich schon vor Jahrzehnten mit der Rolle von Wahrheit und Lüge in der Politik und im öffentlichen Diskurs auseinandergesetzt. Dieser Vortrag soll ihre Gedanken beleuchten, mit denen anderer bedeutender Denker wie Kant, Fichte oder Foucault in Bezug setzen und vor allem auch erörtern, was sich von ihr für die politischen Herausforderungen der Gegenwart lernen lässt.

Hannah Arendt, die als Jüdin selbst Opfer des Totalitarismus geworden war und vor den Nazis nach Frankreich und später in die USA fliehen musste, analysiert in "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" die beiden verfeindeten und doch einander in vieler Hinsicht so ähnlichen Systeme des Nationalsozialismus und Stalinismus. Das Werk gilt nicht nur als politisches Hauptwerk Arendts, sondern bis heute als ein bedeutender Beitrag zur Totalitarismusforschung. Im Vortrag soll es auch um die Relevanz dieser Analysen für das Heute gehen.