Klassiker der Weltliteratur

Marieluise Fleißer, die bereits Mitte der Zwanzigerjahre Erzählungen veröffentlichte, wurde durch ihre Ingolstädter Theaterstücke bekannt und gilt heute als bedeutendste bayerische Literatin des 20. Jahrhunderts. Hinterhältige Anfeindungen in ihrer Heimatstadt, ein zeitweiliges Schreibverbot und massive persönliche Probleme brachten sie in der NS-Zeit fast zum Verstummen. Ihre Erzählungen aus den Sechzigerjahren sowie die Anerkennung durch „Enkel“ wie Rainer Werner Fassbinder, Franz Xaver Kroetz und Martin Sperr verhalfen ihr zu spätem Ruhm. - Leben – Werk – Wirkung (12. September) - Dramen – "Fegefeuer in Ingolstadt" und "Pioniere in Ingolstadt" (19. September) - Roman und Erzählungen "Avantgarde" und "Abenteuer aus dem Englischen Garten" (26. September)

Grundlegend für Goethes philosophische Weltanschauung ist die frühe Wendung zum Pantheismus mit seiner Gleichsetzung von Gott und Natur. Ausführliche Naturstudien führen ihn zur Erkenntnis der Metamorphose als Gestaltungsprinzip der Natur. Er entwickelt eine empirische Wissenschaftstheorie, die Forschende als Teil des Forschungsprozesses ansieht. Weil auch der Mensch ein Teil der Naturgeschichte ist und damit der Metamorphose unterliegt, entwickelt Goethe sein Konzept einer bewusst vorangetriebenen "geistigen Metamorphose", die die Wahrnehmungsorgane und das Denkorgan des Forschers noch einmal vorsätzlich steigert. In dieser Sommerakademie lernen Sie die philosophischen Grundlagen und Wirkungen Goethes näher kennen und erhalten Einblick in zahlreiche spannende Denkansätze seiner Zeit.

Franz Werfel gehört zu den Großen der Literatur, die zur prägnanten Stimme ihrer Epoche werden, ihr den unverwechselbaren Ton geben. Seine Erzählweise ist voller Dramatik, seine Schilderungen der politischen Stimmung im Österreich der dreißiger Jahre sind auch heute noch spannungsvoll geladen. Daneben stehen sensible Analysen der Musik und eine Vorliebe für komische Szenarien sowie eine bemerkenswerte Einfühlung in Frauenfiguren. Die Vortragsreihe präsentiert anhand einschlägiger Werke Werfels das Porträt eines Jahrhundertliteraten. - Ein erfolgreiches Leben: Szenen zwischen Prag und Hollywood (15. Oktober) - Eine blaßblaue Frauenschrift (22. Oktober) - Der veruntreute Himmel (29. Oktober) - Cella oder die Überwinder (12. November)

Kein Text steht für sich allein, er ist stets verbunden mit dem Universum der Literatur. Wir setzen den literarischen Dialog zwischen Texten fort mit Charles Dickens' berühmtem Roman "Große Erwartungen" und Zadie Smiths neuestem Werk "Betrug". Beide Geschichten spielen im London des 19. Jahrhunderts und erzählen von einem erhofften Millionenerbe. Dabei untersuchen sie Aufstiegshoffnungen und Ausschlussmechanismen in der Viktorianischen Gesellschaft. - Charles Dickens: Große Erwartungen (16. November) - Zadie Smith: Betrug (23. November)

Mit ihren Romanen "Das siebte Kreuz" und "Transit" hat sich Anna Seghers in das literarische Gedächtnis tief eingeschrieben. Die zentralen Erfahrungen ihrer Zeit – antifaschistischer Widerstand und Exil tausender Verfolgter – greift sie auf in ebenso faszinierenden wie analytisch klaren Szenarien, die heute aktueller denn je erscheinen. Die Vortragsreihe befasst sich sowohl mit dem bewegten Leben der ursprünglich aus dem Mainzer Bildungsbürgertum stammenden Sozialistin als auch mit ihren wichtigsten Werken. - Ein kämpferisches Leben: Zwischen Antifaschismus und Stalinismus (19. November) - Das siebte Kreuz (26. November) - Transit (3. Dezember) - Der Ausflug der toten Mädchen (10. Dezember)

Rainer Maria Rilke (1875–1926) war ein rastloser Dichter auf der Suche nach Sinn und Form. Neben seiner Lyrik schuf er mit "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (1910) einen Meilenstein der literarischen Moderne – auf Augenhöhe mit Joyce und Proust. Der Roman, durchzogen von Erinnerungsarbeit, Wahrnehmungsschärfe und existenzieller Vereinsamung, spiegelt den inneren Umbruch einer Zeit, deren Brüche und Ängste auch heute wieder spürbar sind. Anhand dieses Romans und einiger Gedichte Rilkes skizziert dieser Vortrag den Umriss eines intensiven Lebens.

Der Dichter Rainer Maria Rilke beschrieb die Tiefe des Lebens und menschlicher Erfahrungen: Reifung und Altern, Wachsen und Vergehen, von Freiheit und Zwang, Liebe und Abhängigkeit. Er schuf Gedichte und Geschichten, die so viel Lebenswahrheit und -tiefe beinhalten, dass sie über Generationen Menschen verzaubern. Wie eine große Klammer umfasst der Glaube das Werk Rilkes; in großer Freiheit und ohne jeden Dogmatismus beschreibt er Gott und den Glauben als lebensdienliche Begleiter, die schützend und verlässlich da sind. Uwe Birnstein hat eine spirituelle Biografie über Rilke geschrieben, die Textpassagen werden von BR-Sprecher Johannes Hitzelberger gelesen.

Mit Büchern ist es manchmal so, dass sie wie ein schweigender Vorwurf im Regal stehen, weil man sie noch nicht gelesen hat. So geht es vielen mit Flauberts Roman „Madame Bovary“, der wegen angeblicher Verherrlichung des Ehebruchs bei seinem Erscheinen 1856 für einen Skandal sorgte. Die Hauptfigur Emma heiratet den Landarzt Charles Bovary. Doch statt eines mondänen Lebens führt sie ein langweiliges in der französischen Provinz. Sie beginnt zwei Affären, verschuldet sich und vergiftet sich am Schluss. In diesem Vortrag soll das Werk genauer betrachtet und seine Besonderheiten herausgearbeitet werden. Die gemeinsame Lektüre von Textauszügen soll dazu anregen, den ganzen Roman zu lesen.

Was fasziniert heute noch an Rilkes Werk? Sein außergewöhnliches Sprachgefühl, seine Sensibilität und Beobachtungsgabe machten ihn zu einer Ausnahmeerscheinung unter den Autor*innen der Moderne. Alles um ihn herum verdichtete sich ihm zu Literatur. Wie brillant ihm dies geglückt ist, zeigen nicht nur seine berühmten Gedichte, sondern auch der radikale Großstadtroman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge". - Frühe Gedichte (7. Dezember) - Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (14. Dezember) - Duineser Elegien (21. Dezember)

Kein Text steht für sich allein, er ist stets verbunden mit dem Universum der Literatur. Wir setzen den literarischen Dialog zwischen Texten fort mit Albert Camus' "Der Fremde" und einer raffinierten Überblendung von Michael Köhlmeiers "Die Verdorbenen". Sein gleichgültiger Held, ein Student in den siebziger Jahren, gleicht durchaus Camus' Meursault. Damit thematisiert Köhlmeier auch Camus' Philosophie des Existenzialismus und deren Reflexion in den sechziger und siebziger Jahren. - Albert Camus: Der Fremde (25. Januar) - Michael Köhlmeier: Die Verdorbenen (1. Februar)

E.T.A. Hoffmanns Erzählungen sind eine hinreißende Lektüre voller Magie und doch nie realitätsfern. Der Autor, dessen Geburtstag sich zum 250. Mal jährt, war ein vielfach begabter Mann – er war Jurist, Maler, Musiker und Schriftsteller in einer Person. Er litt unter seiner Epoche, die er mit bizarren, aber auch liebenswürdigen Figuren und Gespenstern literarisierte. Zwischen Diabolik und universeller Sehnsucht öffnet Hoffmann Türen, durch die wir auch heute noch gehen können.