Trotz unterschiedlicher Ansätze ist für beide existenzialistischen Denker Sartre und Camus die Freiheit des Menschen das zentrale Thema. Der Bruch zwischen beiden resultiert aus ihren unterschiedlichen politischen Ansichten: Sartre versucht seinen Existenzialismus in den Marxismus zu integrieren und befürwortet die Revolution. Camus ist für eine solidarische Revolte, beharrt aber auf dem Weg der Reform und auf einem maßvollen "mittelmeerischen Denken". Der Vortrag diskutiert Gemeinsamkeiten und Gegensätze der beiden „Mandarins von Paris“.

Jede Gesellschaft erlegt ihren Mitgliedern bestimmte Pflichten auf: die Moral. Ethik ist die philosophische Reflektion auf dieses Sollen. Sie fragt: Was soll ich tun? Wie soll ich leben? Warum überhaupt moralisch sein? Zentral sind weniger die Antworten als vielmehr die Begründungen: Warum soll ich bestimmten Pflichten gehorchen? Erst dadurch werden Pflichten legitim. Das Seminar bietet eine Einführung in die drei wichtigsten normativen ethischen Theorien: die Tugendethik des Aristoteles, die Pflichtenethik Kants und die Nutzenethik der Utilitaristen.

Der Kurzvortrag stellt Schopenhauers Preisschrift „Über die Grundlage der Moral“ vor. Darin kritisiert er die Vernunft als Fundament der Moral am Beispiel der Pflichtenethik Kants als realitätsfremd. Stattdessen steht im Mittelpunkt seiner deskriptiven Ethik das Gefühl des Mitleids als Quelle der beiden Kardinaltugenden Gerechtigkeit und Menschenliebe. Zugleich plädiert Schopenhauer mit Hinduismus und Buddhismus dafür, das Mitleid konsequent auf alle leidensfähigen Tiere auszuweiten. Er wird damit zu einem Vorreiter der Tierethik.

Der ungewöhnlich offene autobiographische Essay "Wilde Orchideen und Trotzki" hat die gescheiterte Suche nach einer Brücke zwischen privater Selbstverwirklichung und der Forderung nach Solidarität zum Thema. Die Philosophie konnte bis heute die Frage „Warum überhaupt moralisch sein?“ nicht beantworten. Rortys ironisch-pragmatische Alternative lautet: Wir verabschieden das traditionelle Begründungsprojekt und halten trotzdem an der Solidarität fest. Seine Figur der liberalen Ironikerin verkörpert eine lebenspraktische Balance von privater Ironie und öffentlicher Solidarität. Ist sie überzeugend? Finden wir es gemeinsam heraus! Bisherige Vorträge unserer Reihe "Aufgelesen - die prägenden Texte unserer Dozierenden": 22.10.: Aristoteles: Nikomachische Ethik (Dr. Wolfgang Thorwart) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135915">(V135915)</a> 29.10.: Nietzsche: Schopenhauer als Erzieher (Dr. Hermann Schlüter) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135920">(V135920)</a> 5.11.: Umāsvati: Tattvārtha-sūtra - ein zentraler Text des Jainismus (PD Dr. Renate Syed) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135930">(V135930)</a> Weitere Vorträge: 26.11.: Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Dr. Sandra Johst) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135950">(V135950)</a> 3.12. Platon: Symposion (Dr. Peter M. Steiner) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135955">(V135955)</a> 21.01. Bettina von Arnim: Die Günderode (Beate Himmelstoß) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135960">(V135960)</a> 28.01. Hegel: Die Dialektik von Herr und Knecht (Dr. Markus Schütz) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135945">(V135945)</a> 4.2.: Jean-Jacques Rousseau: Diskurs über die Ungleichheit (Dr. Anke Bitter) - <a href="https://www.mvhs.de/kurse/mensch-politik-gesellschaft-460-C-V135970">(V135970)</a>

Das römische Denken verbindet die hellenistischen Philosophien der Stoa und des Epikureismus mit den Werten des antiken Roms. Es zeichnet sich durch die pragmatische Orientierung an der (Lebens-)Praxis aus. Ethik und Politik stehen im Mittelpunkt. Zu den wichtigsten Vertretern gehören Cicero, Seneca und Marc Aurel, aber auch Lukrez und Horaz. Das Seminar führt in ihr Denken ein und diskutiert ihre Wirkung bis heute. Texte zur gemeinsamen Lektüre werden von den Seminarleitern mitgebracht.