Keine Religion zuvor hat das Selbstopfer ihrer Mitglieder so sehr zum Mittel religiöser Propaganda erhoben wie die christliche. Wer seinem Erlöser in gelassener Ergebenheit ans Kreuz oder in die Arena folgt, beweist in eigener Person, dass die Überwindung des Todes im Glauben an Jesus kein leeres Versprechen ist. Auf ihren Gräbern entstehen Wallfahrtskirchen, um ihre Gebeine ein schwunghafter Handel. Die Berührung mit ihnen heilt Kranke, ihre Verehrung leitet über in die Anbetung Gottes. Das Ablasswesen macht schließlich ihre "Heilsdienste" käuflich. Wir fragen in dieser Vortragsreihe, welche Entwicklung die Heiligenverehrung im Laufe der Jahrhunderte machte. Weitere Vorträge der Reihe "Helden des Glaubens, Fürbitter oder `kleine Götter´: Was sind die christlichen Heiligen?" 16.2.: "Rückkehr zum Polytheismus? Ausufernder Heiligenkult und die Kritik der Reformatoren." (P138683) Frühere Veranstaltungen: 2.2.: "`Opfert nicht!´ - Paulus und die römische Obrigkeit als Missionshelfer wider Willen." (P138681)

Descartes gilt als Urgestein des Rationalismus. Das heißt: Erkenntnis beruht wesentlich auf Denken, Vernunft und Verstand. Umso spannender ist es, dass er in seinen Meditationen der Vernunft eine autonome Kraft gegenüberstellt, die ein ebenso wesentliches Vermögen des menschlichen Geistes ist: den Willen. Er ist Voraussetzung aller Wahrheitserkenntnis, da der Verstand nichts erfasst, solange der Wille ihn nicht dazu bewegt. Positiv gesprochen ist der Wille also das Vermögen der Selbstbestimmung: aktiv, frei und grenzenlos. Negativ gesprochen ist er die Quelle allen Irrtums, weil er zur Selbstüberhöhung und Maßlosigkeit neigt. Die Bedeutung dieses Doppelwesens des Willens für Descartes Wahrheitstheorie soll in der philosophischen Mittagspause beleuchtet und diskutiert werden.

Wir alle kennen Aussagen wie "Glück hat viele Gesichter". Aber ist es wirklich so individuell verschieden, was Menschen unter Glück verstehen? Und ist es überhaupt erstrebenswert, "das Glück" zu suchen? Der Vortrag beleuchtet diese Fragen aus einer psychologischen Perspektive, indem zentrale Befunde der Forschung zum subjektiven Wohlbefinden diskutiert werden. Doch was hilft uns all dieses Wissen, wenn Glück alltagssprachlich "ein flüchtiger Vogel" ist? Oder können wir vielleicht Strategien lernen, die uns glücklicher machen?

Ein Diktum des Juristen Ernst-Wolfgang Böckenförde besagt, dass der freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann. So ist der freiheitliche Staat auf ein verbindendes Ethos und einen tragenden Gemeinsinn angewiesen - aber welche Rolle können und wollen die Religionsgemeinschaften dabei spielen? Heute ist das etablierte Verhältnis zwischen liberalem Rechtstaat und den christlichen Kirchen fundamental herausgefordert und scheint nicht zuletzt durch immer weiter steigende Austrittszahlen gar zu erodieren. Gleichzeitig stellen sich neue Fragen hinsichtlich des Umgangs mit nicht-christlichen Religionsgemeinschaften. In einem Impulsvortrag wird die Politikwissenschaftlerin und Philosophin Prof. Dr. Tine Stein die Funktion von Religion für unseren demokratischen Rechtsstaat und seinen Erhalt darstellen. Auf dem Podium diskutieren Theolog*innen mit an der Praxis geschultem Blick diese veränderte Lage und deren Auswirkungen auf die Religionsgemeinschaften und Gesellschaft zugleich. Was würde der liberalen Demokratie fehlen, wenn die Stärke der Religionen schwindet? Auf dem Podium diskutieren: - Prof. Dr. Tine Stein, Politikwissenschaftlerin, Uni Göttingen - Prof. Dr. Reiner Anselm, Ev. Theologe, LMU München - Dr. Dr. Johannes Klösges, Kirchenrichter, Erzbistum Paderborn - Gudrun Lux, Münchner Stadträtin und Teilnehmerin beim "Synodalen Weg" Moderation: Dr. Robert Mucha, MVHS Die Veranstaltung wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Eine Veranstaltung der Reihe "Immer noch da? Religion in der Moderne"; in Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie

Ab dem 14. Jahrhundert ergreift Europa ein sich beschleunigender Prozess der Modernisierung. Der Wandel erstreckt sich auf technische und mediale Kontexte, auf Ideen und soziale Beziehungen. Manchmal stellen wir uns diesen Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit als die Aufklärung einer dunklen Epoche vor. An der Sache geht das aber vorbei. Dunkel war das Denken der Vormoderne keineswegs. Es war das Wissen um eine dem Menschen zugewandte, stabile, abgeschlossene und verständliche Welt. An deren Stelle tritt mit der Neuzeit eine offene, zugleich aber unverwandte und zutiefst unsichere Welt. Anhand prägnanter Beispiele wird beschrieben, wie sich das neuzeitliche Denken in dieser Ungewissheit orientiert. Wir werden sehen, wie die alte Welt auf den Kopf gestellt wird und dabei ganz neue Selbstverständlichkeiten entstehen, die uns bis heute tragen.

Es kam einer Sensation gleich: am 23. August 1939 schlossen Hitler und Stalin einen Nichtangriffspakt, in dessen geheimem Zusatzprotokoll die Aufteilung Polens und des Baltikums festgelegt wurde. Trotz der ideologischen Gegensätze war der Pakt im Interesse beider Mächte: Während Stalin auf Zeitgewinn setzte, erhielt Hitler freie Hand für den Krieg gegen Polen und vermied zudem - zu diesem Zeitpunkt - einen Krieg gegen drei Großmächte in Ost und West. Wie reagierten die Westmächte? Wurden sie von Berlin unterschätzt?

Historische Ereignisse werden unterschiedlich interpretiert. Hinter diesen Unterschieden stehen oft umfassende Deutungen von Geschichte, deren Perspektiven sich auch in ihren politischen Rückschlüssen unterscheiden. Ist der Geschichte ein positiver Verlauf vorgezeichnet oder ist vielmehr Skepsis geboten? Haben wir es vielleicht mit einer Kette sich steigernder Herausforderungen zu tun? Bis in die Gegenwart bestimmen die drei Autoren, denen wir in der Reihe nachspüren, unsere Diskussion. Ihre Beiträge sind zudem anschaulich und spannend.

Jeden Tag sind wir mit tausenden von Nachrichten konfrontiert. In gesprochener oder schriftlicher Form auf dem Handy, den U-Bahn-Anzeigen, den digitalen Nachrichtenplattformen etc. Und es werden jeden Tag mehr. Wie kommt es, dass wir all dies als sinnvoll verstehen? Zur Beantwortung dieser Frage hat die Philosophie und auch die Theologie bereits in der Antike eine eigene Lehre entwickelt: die Hermeneutik - aus dem Griechischen übersetzt etwa die Lehre des "Deutens", "Erklärens" oder "Auslegens". Die Hermeneutik fragt nach dem Sinn von Äußerungen und beschäftigt sich ganz allgemein mit der Art und Weise unseres Verstehens. Wir werden dieser Entwicklung in einem kurzen geschichtlichen Überblick von der Antike bis zu digitalen Verstehensprozessen nachgehen und am Ende klären, was sogar Toiletten noch damit zu haben.

Eine Stimmung wie sieben Tage Regenwetter oder richtig gute Laune? Gefühle begleiten uns ständig in unserem Alltag, mal überkommen sie uns unerwartet, mal bereichern sie unser Erleben. In diesem Tagesseminar widmen wir uns gemeinsam den Fragen, wie Emotionen aus psychologischer Sicht entstehen und welche Funktionen sie erfüllen. Dieses Verständnis gibt uns die Voraussetzung zur Gefühlsbeobachtung und -akzeptanz, auf deren Basis wir am Nachmittag des Seminartages Strategien zur Emotionsregulation erarbeiten, die im Anschluss des Seminars gern in Ihrem Alltag Anwendung finden dürfen.

Die Zeit schien reif: 1879 veröffentlichte Friedrich Fabri die Broschüre "Bedarf Deutschland der Kolonien?". Ein leidenschaftlich ausgetragener Disput entstand und 1884 wurde das Deutsche Reich endgültig zur Kolonialmacht in Afrika und bald auch in Asien und Ozeanien. Die Zeit ist nun reif für einen kritischen Blick zurück. Die politischen, wirtschaftlichen, sozialen, humanitären und kulturellen Dimensionen der Politik in den Kolonien und ihre Auswirkungen auf Herrschende und Beherrschte, genauso wie die daraus resultierenden Fragen nach dem Umgang mit diesem Teil der deutschen Geschichte stehen im Mittelpunkt des Seminars. Diese Veranstaltung wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus.

Biologisch gesehen ist Leben auf Selbsterhalt und Fortpflanzung ausgerichtet. Doch mit zunehmender Komplexität des Lebens ging auch der Tod einher, der dem Leben Grenzen setzt. Lässt sich hinter Altern und Tod ein biologischer Zweck erkennen? Als Menschen hinterfragen wir auch den Wert des Lebens: Was unterscheidet ein "gutes" Leben von einem "bloßen" Leben? Wofür setzen wir unser Leben aufs Spiel? Wir fragen den Biologen Prof. Dr. Gerhard Haszprunar und den Ethiker Prof. Dr. Christian Schröer nach Sinn und Wert von Leben und Tod und diskutieren, wo der Schutz des Lebens an seine Grenzen stößt. Zu vielen Fragen der Gegenwart gibt es keine einfachen Antworten. In der Reihe "Noch Fragen?" geben Expert*innen kurze Impulse, die Sie im Anschluss an Thementischen diskutieren.

Im Alltag sind wir alle damit beschäftigt, eine Reihe von Rollen zu spielen und gut zu funktionieren. Doch wer sind wir jenseits der sinnbildlichen Masken, die wir dabei tragen? Spüren wir noch, wer wir eigentlich sind und wie wir wirklich leben wollen? In diesem Workshop des systemischen Therapeuten, Logotherapeuten und Philosophen Dr. Oliver Florig lernen Sie Ideen aus Philosophie und Psychologie kennen, die Ihnen helfen können, authentischer und selbstbestimmter zu leben. In Kleingruppen und in Übungen können Sie diese Ideen auf Ihr persönliches Leben anwenden.

"Im Annehmen der Angst und im Versuch, sie zu überwinden, wächst uns ein neues Können zu", so Fritz Riemann in seinem bekannt gewordenen Werk "Grundformen der Angst". In diesem Vortrag werden die vier Grundängste nach Riemann und die damit verbundenen idealtypischen Persönlichkeitsstrukturen vorgestellt. Darüber hinaus geht es um die Frage, wie unsere Beziehungen durch unterschiedlich akzentuierte Ängste geprägt werden. Was passiert beispielsweise, wenn eine Person Angst vor Veränderung hat und die andere Angst vor Bindung und Verantwortungsübernahme?

In unserer Reihe "Film&Talk" präsentieren wir Filme zu gesellschaftlich und politisch relevanten Themen. Anschließend diskutieren wir im offenen Gespräch mit Gästen, die etwas zum Thema zu sagen haben. Dabei ist auch eure Meinung gefragt! USA 2015. Regie: Andrew Morgan. Dies ist eine Geschichte über Kleidung. Es geht um die Kleidung, die wir tragen, um die Leute, die sie herstellen, und um den Einfluss und die Auswirkungen, die die Fast-Fashion-Industrie auf unsere Welt hat. "The True Cost" fragt dabei, wer in Wahrheit die Zeche zahlt für unseren Kleidungskonsum. Samira Nilius beschäftigt sich als Mitglied des Commit e.V. München im Rahmen des Themas "Orte des Wandels" insbesondere mit den Thema Nachhaltigkeit in Mode und Textilproduktion. Wir möchten euch an dieser Stelle auch auf unseren Stadtrundgang zum Thema "Fair Fashion" am Do., 23. Februar, hinweisen. Alle Informationen hierzu findet ihr auf https://www.mvhs.de/programm/themen/junge-volkshochschule/denken-diskutieren.20286/P199031 Kooperation mit <a href="www.jiz-muenchen.de/film-and-talk">JIZ München</a> und Commit e.V.

Seit jeher dient die Erweiterungspolitik der Europäischen Union (EU) dem Ziel, das Einigungsprojekt abzusichern und seine Nachbarschaft zu demokratisieren und zu stabilisieren. Derzeit stehen Beitritte bzw. Beitrittsverhandlungen mit den Staaten des westlichen Balkans an, die die EU dem wachsenden Einfluss Chinas und Russlands entziehen will. Eine völlig neue Situation tut sich seit Frühjahr 2022 mit Blick auf die Ukraine auf, die angesichts des russischen Überfalls einen Antrag auf EU-Mitgliedschaft gestellt hat. Wie könnte ein ukrainischer Beitrittsprozess aussehen? Wie steht es um die Beitritte Moldawiens und Georgiens?

Neben den großen philosophischen Werken hat Kant mit scharfsinnigen und ironischen Essays für die Aufklärung geworben. Der Philosophie kommt darin nicht allein eine theoretische, sondern durchaus auch eine praktische Rolle zu. Fortsetzung des Vortragsreihe "Immanuel Kant als Beobachter und Kritiker seiner Zeit ": 21.2.: "Zum ewigen Frieden (1795)" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie.19751/P133716">(P133716)</a> 28.2.: "Ob das menschliche Geschlecht im beständigen Fortschreiten zum Besseren sei (1798)" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie.19751/P133717">(P133717)</a> Frühere Veranstaltungen der Reihe: 17.1.: "Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung? (1784)" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie.19751/P133711">(P133711)</a> 24.1.: "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht (1784)" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie.19751/P133712">(P133712)</a> 31.1.: "Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte (1786)" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie.19751/P133713">(P133713)</a> 7.2.: "Was heißt: sich im Denken orientieren? (1786)" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie.19751/P133714">(P133714)</a>

Vom historischen Hintergrund ausgehend, soll der Weg der abendländischen Musik (vom Gregorianischen Choral bis zur Neuen Wiener Schule) unter Einbezug paralleler Entwicklungen aus Kunst, Literatur und Philosophie, zu lebendiger Darstellung gelangen. Die Vorträge des Musikers, Fotografs und Kulturphilosophs Pascal Trudon bieten die Gelegenheit geistesgeschichtliche Zusammenhänge und tiefergehende Einblicke in das Wesen des eigenen Kulturkreises zu gewinnen, mit CD und am Klavier erläutert.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich in München der Blick auf die ukrainische Diaspora und ihre Netzwerke gerichtet. Die Stadt gilt seit langem als deren bedeutendes Zentrum, auch durch die Tätigkeit von Radio Liberty, das bereits zu Sowjetzeiten eine Brücke in die Ukraine bildete. Der Vortrag geht darauf sowie auf die Aufnahme und Integration von Geflüchteten aus der Ukraine in München ein. Peter Hilkes ist Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität und an der Ukrainischen Freien Universität. In Kooperation mit dem Münchner Stadtmuseum im Rahmen der Ausstellung "RADIO FREE EUROPE. Stimmen aus München im Kalten Krieg"

Der Buddhismus ist eine vielfältige Religion, die weltweit Fuß fasste. Doch trotz der verschiedenen buddhistischen Richtungen gibt es gewisse Grundlagen, die für alle Schulen ihre Gültigkeit haben: der historische Buddha, seine Lehre über das Leiden und den Weg hinaus aus diesem, oder auch verschiedene moralische Regeln, verknüpft mit meditativen Übungen. Anhand von reichem Bildmaterial werden diese Grundlagen, aber auch die Unterschiede zwischen den buddhistischen Richtungen besprochen.

Begeben Sie sich mit zwei erfahrenen Philosophen mitten hinein in das philosophische Hauptwerk Immanuel Kants! Diese auf zehn Abende angelegte dialogische Einführung wird im Anschluss-Semester ab März 2023 fortgesetzt. Fortsetzung der Vortragsreihe "Immanuel Kant und die >Kritik der reinen Vernunft<": 22.2.: "Grundsätze des Verstandes" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie-religionen.20483/P135215">(P135215)</a> Frühere Veranstaltungen der Reihe: 25.1.: "Hinführung zum Werk" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie-religionen.20483/P135211">(P135211)</a> 1.2.: "Kants Lehre vom Raum" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie-religionen.20483/P135212">(P135212)</a> 8.2.: "Kants Lehre von der Zeit" <a href="https://www.mvhs.de/programm/philosophie-religionen.20483/P135213">(P135213)</a>